2009: Hans-Dietrich Genscher

Jens Lorenz, Hans-Dietrich Genscher, Prof. Dr. Klaus Hüfner.
Dokumentation der Verleihung am 10. Dezember 2009
Dr. Brigitte Reich, Vorsitzende des Berliner Komitees für UNESCO-Arbeit
Auszug:
" ... Wir freuen uns auch sehr, dass Sie, sehr verehrter Herr Genscher, die Ehrung angenommen haben. Sie haben sich im Innen- und Außenverhältnis stets für die Menschenrechte eingesetzt. Ausgehend vom Artikel 1 unseres Grundgesetzes, der die Achtung der Menschenwürde zum umfassenden Gebot postuliert, haben Sie stets betont, dass das Grundgesetz unsere Außenpolitik auf die Grundwerte unserer Verfassung verpflichtet, nämlich überall in der Welt für die Achtung und Verwirklichung der elementaren Menschenrechte, der bürgerlichen und der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte, einzutreten. Sie haben in aller Deutlichkeit stets betont, dass beide Pakte der Vereinten Nationen, der Zivilpakt und der Sozialpakt, untrennbar zusammengehören. Denn alle Menschenrechte und Grundfreiheiten sind allgemeingültig und unteilbar, und sie bedingen einander. Ihnen ging es nicht nur um die Forderungen, sondern vor allem um die Verwirklichung der Menschenrechte für alle. ..."
Die komplette Rede von Dr. Brigitte Reich
Günter Nooke, Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe
Auszug:
" ... Der Mauerfall vor 20 Jahren, der Tag der Menschenrechte und der Frieden in der Welt – was hat das miteinander tun?
Für viele im Westen gehörte die Mauer zur Stabilität des gemeinsamen Hauses Europa. Aber es war eine Scheinstabilität, die elementare Menschenrechte den Bürgerinnen und Bürger in der DDR verweigerte. Es gibt keine dauerhafte Rechtfertigung dafür, elementare Freiheitsrechte auf dem Altar übergeordneter Interessen zu opfern - und sei es selbst ein so unverzichtbares und edles Ziel wie der Frieden in Europa und der Welt.
Frieden, der diesen Namen verdient, muss von unten wachsen und braucht die Möglichkeit der freien Entscheidung des Einzelnen. Erst wenn Menschen wirklich frei sagen können was sie denken, fühlen und wollen, wenn ihre elementaren Menschenrechte vom Staat geachtet und geschützt werden, ist Friedenssicherung erfolgreich.
Der Preisträger Hans-Dietrich Genscher, der große Liberale, wusste um den Zusammenhang von Freiheit, Menschenrechten und Frieden. Und um die rechte Zeit, dafür zu kämpfen. ..."
Avi Primor, ehemalige Botschafter Israels in der Bundesrepublik Deutschland
Auszug:
" ... Wer ist Hans-Dietrich Genscher? Vor allem ein Diplomat - einer der größten Diplomaten des 20. Jahrhunderts. ...Sie haben das Schicksal Ihres Landes, das Schicksal Europas und sogar das Schicksal der Welt entscheidend beeinflusst. ...
Heute, am Tag der Menschenrechte, im 20. Jahr nach dem Fall der Mauer, möchte ich den Leitgedanken des Menschen Genschers und seines Werks zusammenfassen: Mir scheint, dass die im deutschen Grundgesetz verankerten Grundrechte Ihr Credo sind und waren: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" mit allen dazugehörigen Rechten. Das ist Demokratie, das sind die Menschenrechte. Infolge dessen haben Sie wie kein anderer verdient, heute mit der Berliner Friedensuhr ausgezeichnet zu werden und dazu gratuliere ich Ihnen und dem Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit."

______________________

Jens Lorenz, Initiator und Preisstifter
Auszug:
Ja mir scheint, als sei es dieser Staatsmann, der die Zeit als Rohstoff, mit dem nachhaltige, transnationale Politik für Frieden und Freiheit überhaupt nur gemacht werden kann, eigentlich erst entdeckt hat?
Menschliche Politik ist doch nur mit der Zeit möglich – niemals ohne sie oder gar gegen sie. Das Werk Hans Dietrich Genschers ist ein einzigartiges Exempel dafür. ...
Ich glaube, dass wir hier auf ein Geheimnis der Genscher’schen Außenpolitik stoßen – und es wird Sie nicht verwundern, wenn ich neben all den Verbündeten, die dieser Staatsmann unterwegs gefunden, auf jene kaum beachtete Verbündete zurück komme, die ich eingangs nannte – es ist die vielleicht Wichtigste, es ist: Die Zeit. ..."